Bericht 1
Hallo, Ihr da draußen im world wide web!
Ich bin`s wieder Eure Lisa.
Ich möchte Euch heute erzählen, wie ich ins Tierheim „Waldfrieden“ gekommen bin.
Also es ist schon einige
Jahre her, dass ich mit meinen Babys in einer Gartenanlage eingefangen
und ins Tierheim gebracht wurde. Wir sechs wurden in einem Zimmer
eingesperrt. Hier machte mir alles Angst: fremde Gerüche und Geräusche,
fremde Umgebung und das Schlimmste – fremde Menschen! Ich fauchte und
zischte ständig, um meine kleine Familie vor ihnen zu beschützen. Eine
angenehme Seite hatte die ganze Sache allerdings – ich brauchte mich
nicht um Futter zu kümmern, das wurde uns jeden Tag mehrfach serviert.
Ich konnte mich endlich satt fressen und auch den Kleinen bekam das gut.
Sie fanden die Menschen gar nicht so bedrohlich, ja sie kuschelten
sogar mit ihnen. Ich war ganz schön eifersüchtig. Als meine Rasselbande
alt genug war, kamen Menschen die die Kleinen mitnahmen. Das war mir
auch recht, denn sie gingen mir schon ganz schön auf die Nerven mit
ihrem Herumgewusel. Ich war endlich allein und hoffte auf etwas Ruhe
aber weit gefehlt!
Ich wurde wieder mit einem Käscher eingefangen, in eine enge Box gestopft, mit einem brummenden Ungetüm durch die Gegend gefahren, gepiekt und als ich wieder zu mir kam, hatte ich richtig dolle Bauchschmerzen. „Sterilisiert“ nannten diese Schlächter das. Aber auch das habe ich überstanden, natürlich war ich jetzt noch misstrauischer den Zweibeinern gegenüber. Wieder saß ich unglücklich eingesperrt in einem Zimmer, zugegeben der pure Luxus mit all inklusive aber ich vermisste meine Freiheit. Nach langen Wochen wurde ich eines Tages wieder gefangen und wie sie sagen „umgesetzt“, da sich keiner für mich scheues, zischendes Bündel interessierte. Jetzt kam ich wieder in ein Zimmer mit fremden Artgenossen aber diesmal mit Freigang. Das gefiel mir schon besser. Ich nutzte dann auch die erste Gelegenheit, um mich von dort ganz ins Freie zu verabschieden. Da aber das regelmäßige, reichliche Futter mich schon etwas bequem gemacht hatte, beschloss ich auf dem Gelände zu bleiben. Ich verbrachte meine Mußestunden versteckt im Heu im sog. „Waschhaus“. Im Winter war das ganz schön kalt aber ich hatte da so meinen Stolz. Obwohl ich zweimal wegen der Kälte wieder eingefangen und in ein Zimmer gesetzt wurde, war ich nach 2 min. wieder über den Zaun und nach draußen entschwunden. Da haben sie dann das Fangen aufgegeben. Im Sommer hatten die Menschen beim Essen auf der Terrasse immer so herrlich duftende Sachen dabei, da konnte ich mit der Zeit nicht widerstehen und ließ mich herab zu betteln. Keiner konnte meinem Charme widerstehen! Mit der Zeit merkte ich auch, dass die Zweibeiner gar nicht so gefährlich sind und so wurde ich auch etwas zutraulicher. Dann kam wieder der Winter und mit ihm ein schlimmer Husten und Schnupfen. Die Menschen waren ratlos. Einsperren wollten sie mich nicht mehr aber im Freien konnte ich, so krank wie ich war, auch nicht leben. Ich nahm ihnen einfach die Entscheidung ab und spazierte schnurstracks in den Saal, wo ich mir einen Platz auf der Heizung sicherte.
Mit guter Pflege wurde ich auch wieder gesund. Aber da ich schon eine ältere Dame bin, wollte ich auf meine Annehmlichkeiten nicht mehr verzichten und blieb einfach dort. Jetzt gehöre ich zu den „Büro-Katzen“, genieße es Freigang im Hof zu haben und verwöhnt zu werden. Natürlich weiß ich jetzt auch die Streicheleinheiten meiner Menschen zu genießen. Angst habe ich nur noch vor den bellenden und hechelnden Ungetümen. Über die Jahre habe ich viele von meiner Art kommen und gehen sehen, oftmals in Transportboxen – getragen von glücklichen, liebevollen Menschen, oft aber auch über die „Regenbogenbrücke“ die uns Katzen auf die „goldenen Wiesen“ führt, wo wir auf unsere Wiedergeburt warten (wie eine alte Legende erzählt).
Obwohl ich mit meinen getrübten Augen nicht gerade als Model durchgehe, haben alle gemeint, dass ich es aufgrund meines Lebenslaufes von der fauchenden und spuckenden „Wildkatze“ zum „Schmusetiger“ und wegen meines unwiderstehlichen Charm`s verdient habe, das Maskottchen des Tierheims zu werden. So, jetzt wisst ihr alles über mich und das soll`s auch erst mal gewesen sein.
Bis bald Eure Lisa!